Vor knapp einem Jahr habe ich bereits einen Blog-Beitrag, damals noch als Vorsitzende der SPD Leverkusen, zum Schloss Morsbroich veröffentlicht. In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause, gleichzeitig meine erste Sitzung als Ratsfrau, musste ich feststellen, dass sich seit dem erschreckend wenig getan hat. Die Politik streitet weiter über Formalien und Parkplätze, anstatt sich ernsthaft mit einem neuen Konzept zu befassen.
Es war eine große Leistung des Gremiums des Museumsvereins, die langjährigen Ideen und Wünsche vieler Bürgerinnen und Bürger rund um das Schloss Morsbroich inklusive Erweiterungsbau in ein Konzept zu packen. Solide Analysen sowie handfeste Finanzierungsoptionen der vorgestellten Maßnahmen zwingen die Stadt seit geraumer Zeit in eine Verantwortung, sich intensiv mit Schloss Morsbroich zu beschäftigen. Seit Jahren ist man offenen Auges auf den jetzigen desolaten Zustand gesteuert. Eine Auferstehung des renommierten Museums samt Schloss-Areal rückt in immer weitere Ferne.
Konzepte statt Konflikte
Der Museumsverein hat nicht nur die Zusammenarbeit mit der Stadt, sondern auch die Bereitstellung zugesagter Spenden aufgekündigt. Diese seien nur bei einer 1:1 Umsetzung vorgesehen gewesen, die die Schaffung zusätzlicher Parkplätze in einem Landschaftsschutzgebiet zur Folge hätte.
Eine Debatte um ganze 50 Parkplätze wird meines Erachtens einem Areal wie Schloss Morsbroich überhaupt nicht gerecht. Dass diese Debatte vom Museumsverein als Vorwand für die Aufkündigung der Zusammenarbeit angeführt wurde, macht es umso schlimmer. Weder die Parkplätze, noch das Standortkonzept allein reichen aus, um das Schloss wieder zum Leben zu erwecken.
Offene, kreative und junge Szene gesucht
Leverkusen braucht nach wie vor als Motor eine offene, kreative und junge Szene, um nicht in der Metropolregion unter die Räder zu geraten. Und diese ambitionierten Künstler existieren in unserer Stadt: Sie verdienen endlich eine Chance. Weiterdenken und echte Möglichkeiten schaffen, um Kultur als feste Größe zum Erhalt einer lebenswerten Stadtgesellschaft zu etablieren, ist die Chance, die genutzt werden muss! Der Museumsverein hat diese Chance leider nie genutzt und anschließend die Verantwortung von sich geschoben.
Das Museum Schloss Morsbroich gilt es zu erhalten – als kulturelles Zentrum in Leverkusen. Hier muss ein Ort für eine offene Kultur entstehen, die alle Leverkusenerinnen und Leverkusener zum Austausch und zu gemeinsamen Erlebnissen einlädt. Veranstaltungen wie die Leverkusener Kunstnacht müssen ein Maßstab sein auch für Morsbroich. Das Schloss muss ein Raum für kreatives Tüfteln und renommierte Kunst, ein Bildungsort für Jung und Alt, sowie Ausflugsziel für eine ganze Region mit einer modernen und nachhaltigen Gastronomie, inmitten eines wunderschönen Parks sein. Dafür braucht es keine zusätzlichen Parkplätze, sondern eine gute Anbindung an den ÖPNV. So würde die Erreichbarkeit weiterhin garantiert, Flächenressourcen geschont und Eingriffe in Landschaftsschutzbereiche ausgeschlossen.
Als Stadt mit erklärtem Klimanotstand, die sich einem Prozess zur Verbesserung der Nachhaltigkeit verschrieben hat, haben wir in Leverkusen die Chance, mit einem guten Beispiel voranzugehen und einen ausgewiesenen Kulturort zu schaffen, der sich dem Schutz der Ressourcen und der Bildung widmet. Dafür ist das vorliegende, vom Museumsverein erstellte Konzept zwar eine gute Basis, es muss aber weiter gedacht werden. Parkgestaltung, Restauration, Verbesserung der Anbindung, Errichtung eines Spielplatzes und Bewirtschaftung der Räume im Schloss sind allesamt notwendige Maßnahmen, die Bestandteil der Förderung sind. Sie werden aber nicht ausreichen. Es heißt daher weiter, diese feststehenden Parameter endlich in eine nachhaltige Richtung umzusetzen.