ein Beitrag von Hans Klose, SPD AG 60Plus
Die „Konzertierte Aktion Pflege“, hinter der insbesondere unsere Ministerin Franziska Giffey (Familie) und unser Minister Hubertus Heil (Arbeit) stehen, hat das Ziel die Arbeitsbedingungen in den Pflegeheimen zu verbessern, ja, menschengerecht zu machen. Dazu gehören eine deutlich bessere Bezahlung der Pflegekräfte und die Abschaffung des Missstandes, dass man die eigene Ausbildung zur Pflegefachkraft selbst bezahlen muss. Und unsere Minister haben öffentlich gemacht, ja sie haben sich zusammen mit Jens Spahn (Gesundheit) von der CDU geradezu verschworen, noch vor der Sommerpause die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, damit auch konkret ein Wandel zum Besseren in der Altenpflege erfolgt. Dazu passt ein Kommentar von Werner Bartens (Arzt, Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor) in der Süddeutschen vom 05. Juni 2019, überschrieben mit „Vergessen und vernachlässigt“. Im Folgenden der Wortlaut (Fettdruck von mir, Hans Klose):
Alte haben keine Lobby. Sie werden in Heime abgeschoben oder im Verborgenen gepflegt. Sie sind ausgeschlossen von gesellschaftlicher Teilhabe, auch wenn Sonntagsredner exotische Völker zitieren, die ihren weisen Alten den Platz in der Stammesmitte einräumen. Ein schönes Bild – der hiesigen Realität entspricht es nicht.
Hier geht es den Alten wie einer verblassenden Erinnerung – vergessen und vernachlässigt. Die Geringschätzung der Alten ist der wahre Grund für den Pflegenotstand. Weil alte Menschen eher als lästig gelten, ist auch die Altenpflege nicht attraktiv. Die „Konzertierte Aktion Pflege“ der Bundesregierung wird deshalb das Image der Pflege kaum verändern. Natürlich wäre es wichtig, Pflegekräften mehr zu bezahlen, die Ausbildung und den Personalschlüssel zu verbessern – damit auf schöne Worte konkrete Hilfe folgt. Allerdings bleibt unklar, wer die Kosten trägt.
Zudem gibt es Systemfehler: Die Hälfte der Heime in Deutschland ist in privater Hand. Steht Rendite an erster Stelle, sind kaum finanzielle Verbesserungen für die Pflege zu erwarten. Pflege gehört zur Daseinsfürsorge und damit in öffentliche oder konfessionelle Hand. Werden die Alten zum Spekulationsobjekt, ist keine Besserstellung der Pflegekräfte zu erwarten. Für eine Wertschätzung des Alters spricht es schon gar nicht.“
Zum „Systemfehler“ noch folgende Anmerkung von mir: Da hat uns doch der Bucklige aus Königsberg, Immanuel Kant, in unser „moralisches“ Stammbuch geschrieben, dass der Mensch nie Mittel zum Zweck sein darf, sondern Zweck an sich. Doch das wird alles vergessen, wenn die „Marktheiligen“ kommen, die Investoren.