Ein Beitrag von Milanie Kreutz
Equal Pay Day einen Tag früher als im letzten Jahr – allerdings ist das kein Grund zur Freude
In diesem Jahr findet der Aktionstag am 6. März und somit einen Tag früher als 2023 (und 2022) statt. Bevor jetzt alle ins Jubeln verfallen… es gibt keinen Grund zur Freude: 2024 ist ein Schaltjahr und der Februar hat einen Tag mehr. An der kritischen Lage in Sachen Gleichbehandlung bei Lohn und Gehalt hat sich nichts verändert! Bereits im dritten Jahr in Folge gibt es keine Verbesserung bei der Entgeltgleichheit – ein trauriges Zeichen der Stagnation.
Noch immer erhalten Frauen weniger Lohn für gleiche Leistung: der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Frauen ist 18 Prozent geringer als der ihrer männlichen Kollegen. Frauen in Deutschland arbeiten demnach 66 Tage lang unentgeltlich. Bekommt ein Mann für geleistete Arbeit 100 Euro, erhält eine Frau für die gleiche oder gleich schwere Arbeit nur 82 Euro in der Stunde. Woran liegt das? Wird denn nichts unternommen die Lage zu verbessern?[1]
Gründe für die große Lohnlücke in Deutschland
Generell verringert sich in Deutschland der Gender Pay Gap nur sehr langsam. Mit dieser schleppenden Entwicklung bleiben wir Schlusslicht im europäischen Vergleich. Die große Lohnlücke erklärt sich damit, dass Frauen viel häufiger in schlecht bezahlten Berufen arbeiten als Männer. Meist sind es Berufe, die die Gesellschaft am Laufen halten wie Kranken- und Altenpfleger:innen oder Erzieher:innen,. Oft arbeiten Frauen in Berufen, die im Mindestlohnsektor liegen und nicht entsprechend wertschätzend entlohnt werden wie Frisör:innen oder Reinigungsfachkräfte. Hinzu kommt, dass aktuell 50 Prozent aller arbeitenden Frauen in Teilzeit arbeiten und sich vor oder nach der Arbeit um die Familie oder pflegebedürftige Angehörige kümmern. Und Fakt ist: Wer weniger verdient und weniger arbeitet, zahlt auch weniger in die Rentenkasse und Vorsorge ein.
Veränderungen brauchen Lösungen – Veränderungen brauchen Mut
Es braucht Lösungen und Angebote für die Menschen, die gerne mehr arbeiten wollen, aber aufgrund von Care-Arbeit nicht können. Zum Glück wandelt sich durch New Work auch die Arbeitswelt und ermöglicht durch Führen in Teilzeit, remote Arbeiten und flexiblere Arbeitszeiten eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Arbeit, so dass auch langsam der Frauenanteil in Führungsetagen verschiedener Branchen steigt. Das ist ein guter Schritt zu mehr Lohngerechtigkeit. Mit kreativer Umsetzung und mehr Digitalisierung schaffen immer mehr Unternehmen das Führen in Teilzeit. Das ist ein toller Schritt Frauen eine Führungsposition zu ermöglichen – und trotzdem Familie zu vereinbaren.
Remote Arbeiten ermöglicht Frauen mehr Flexibilität und mehr Stunden in ihren Beruf zu übernehmen, wenn der Fahrtweg oder eine zeitlich vorgegebene Kinderbetreuung sie in der Arbeitszeit eingeschränkt. Frauen können sich und ihr Wissen so perspektivisch mehr in die Arbeitswelt einbringen und dort arbeiten, wo es für sie möglich ist.
Die Studie „Männerperspektiven. Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik“ des Bundesforum Männer[2] zeigt auf, dass auch immer mehr Männer bereit wären, in Teilzeit zu arbeiten, um Care-Arbeit gerechter aufzuteilen. Auch das ist ein weiterer Schritt zu mehr Gerechtigkeit, wenn die Arbeitswelt Männern eine Elternauszeit oder das Arbeiten in Teilzeit ohne Karriereeinbußen ermöglicht. Ergänzend sei gesagt, dass dies selbstverständlich auch für Frauen gelten sollte.
So zeigen diese Beispiele, dass ein Umdenken und Lösungen möglich sind, aber es braucht noch mehr Mut zu neuen Sicht- und Denkweisen auf allen Ebenen, um Veränderungen voranzutreiben.
Motto 2024: „Höchste Zeit für equal pay!“ – damit auch die klaffende Rentenlücke langsam kleiner wird
Gerade die „Teilzeit-Falle“ und die überwiegend durch Frauen erledigte Care-Arbeit (siehe auch Artikel Equal-Care-Day) führt dazu, dass Frauen durchschnittlich ein geringeres Einkommen haben. Dieser Umstand wiederrum führt zu einem erhöhten Risiko der Altersarmut, von der überwiegend Frauen betroffen sind. Aktuell, so belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, erhalten 53,5 Prozent Frauen weniger als 1250 Euro Rente monatlich – mehr als jede zweite Rentnerin, 36 Prozent kommen nicht mal auf 1000 Euro im Monat. Der sogenannte geschlechterspezifische Gender Pension Gap (dieser Wert beschreibt die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen, betrachtet ohne Hinterbliebenenrente) liegt mit 42,6 Prozent noch deutlich über dem Gender Pay Gap.
Fazit: Heute schon an morgen denken
Bei der Entgeltgleichstellung muss sich für Frauen in Deutschland noch eine Menge tun! Politik und Wirtschaft, öffentliche Bereiche und nicht zuletzt die Gesellschaft müssen zusammenarbeiten und Lösungen finden – sie müssen den Mut finden, neue Wege zu gehen, neue Sichtweisen einzunehmen und über den Tellerrand schauen. In den letzten drei Jahren hat sich die Situation noch nicht verbessert. Um so wichtiger ist es, jetzt große Sprünge zu machen, um endlich spürbar mehr Gerechtigkeit bei Lohn und Gehalt zu erreichen. Es braucht Regelungen und mehr Spielraum für Arbeitgeber:innen gleichermaßen wie für Arbeitnehmer:innen.
Frauen gerecht zu entlohnen, sie wertschätzend für die Arbeit zu bezahlen, hilft nicht nur den Frauen selbst in ihrer Eigenständigkeit, Vorsorge für ihr Alter zu treffen und der Gesellschaft von heute mit gutem Fachpersonal und gebildeten Arbeitnehmerinnen; es hilft, die Gesellschaft von morgen zu entlasten und ermöglicht den Mädchen von heute ohne Benachteiligung in die Arbeitswelt zu starten. Es ist Höchste Zeit für equal pay!
[1] https://www.equalpayday.de/informieren/
[2] https://xn--mnnerperspektiven-qqb.de/
Bildnachweis: Eliza / photocase.de